
20. September 2017 – Eine neue Therapiestrategie steht an der Schwelle zur Anwendung: Nervenzellen, die geschädigt sind, sollen mit Wirkstoffen geschützt und zur Selbstreparatur stimuliert werden. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) von ihrem Kongress in Leipzig, der heute beginnt. Als Modellkrankheit dient Forschern aus Erlangen und Bochum die Multiple Sklerose (MS), von der in Deutschland rund 200.000 Menschen betroffen sind. Sie tritt vor allem bei jungen Erwachsenen auf und kann zu irreversibler Schädigung im zentralen Nervensystem sowie schwerer Behinderung führen. In Zukunft könnten ähnliche Strategien auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Erkrankung, der Alzheimer-Erkrankung oder der Multisystematrophie eingesetzt werden.
Aus der Grundlagenforschung zum Patienten
Bei der schubförmigen Verlaufsform der MS hat die Medizin mit verschiedenen Formen der Immuntherapie seit einigen Jahren Medikamente zur Hand, die Entzündungen der Nervenzellen lindern. „Jetzt stehen Therapien, die Nervenzellen schützen oder sogar reparieren, an der Schwelle zur klinischen Anwendung“, sagt Professor Ralf Linker vom Universitätsklinikum für Neurologie in Erlangen auf dem Neurologiekongress in Leipzig. Diese vielversprechenden Ansätze entstehen aus der direkten Übersetzung von Studien aus der neurologischen Grundlagenforschung, gerade auch an deutschen Universitätskliniken, die in den vergangenen Jahren zu einem besseren Verständnis der mikroskopischen Vorgänge bei Zerstörung und Reparatur im zentralen Nervensystem beigetragen haben. Als Paradebeispiel für die Entwicklung neuer Therapieprinzipien bei Patienten dient vor allem die Sehnerv-Entzündung, an der sich Reparaturvorgänge besonders gut studieren lassen. Die Sehnerv-Entzündung ist ein typisches Symptom der MS und häufig das erste Anzeichen der Erkrankung.
Erfolgversprechende Tests mit Antikörpern
Epilepsie-Medikament rettet geschädigte Nervenhüllen
Nahrungsergänzungsmittel unterstützen die Nervenreparatur
Literatur
- Cadavid D, Balcer L, Galetta S, Aktas O, Ziemssen T, Vanopdenbosch L, Frederiksen J, Skeen M, Jaffe GJ, Butzkueven H, Ziemssen F, Massacesi L, Chai Y, Xu L, Freeman S; RENEW Study Investigators. Safety and efficacy of opicinumab in acute optic neuritis (RENEW): a randomised, placebo-controlled, phase 2 trial. Lancet Neurol 2017; 16: 189–199.
- Raftopoulos R, Hickman SJ, Toosy A et al. Phenytoin for neuroprotection in patients with acute optic neuritis: a randomised, placebo-controlled, phase 2 trial. Lancet Neurol 2016; 15: 259–69.
- Haghikia A, Jörg S, Duscha A, Berg J, Manzel A, Waschbisch A, Hammer A, Lee DH, May C, Wilck N, Balogh A, Ostermann AI, Schebb NH, Akkad DA, Grohme DA, Kleinewietfeld M, Kempa S, Thöne J, Demir S, Müller DN, Gold R, Linker RA. Dietary Fatty Acids Directly Impact Central Nervous System Autoimmunity via the Small Intestine. Immunity 2016; 44: 951–3.
Prof. Dr. Ralf Linker
Pressekontakt
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Pressesprecher der DGN: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
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